Early vom Birkenwinkel           28.09.1984 - 09.11.1994

Die Liebe meines Lebens

  Early ist die liegende, vorne links!

Sicherlich ist jeder Hund etwas besonderes, jeder hat seine Stärken und Schwächen, ist in seiner Art unverwechselbar und einzigartig. Aber Early, die war einfach perfekt, mein absoluter Traum. Niemals hat ein Wesen so zu mir gepaßt, war ein Teil von mir, mehr meine Tochter als mein Hund. Ja, ich habe sie "vermenschlicht" aber das tat sie selbst auch, sie wollte "menschlich" sein und hatte (im Gegensatz zu allen anderen mir bekannten Hunden) kaum "hündische" Allüren. Dafür aber viele "menschliche". Welcher Hund ist schon schadenfroh?

Als ich mich 1985 nach einem allein verbrachten Urlaub entschloß, mein weiteres Leben mit einer Hündin zu teilen, habe ich zunächst pflichtschuldig bei den Tierheimen der Umgebung angerufen und nach etwas passendem gesucht. Eine Hündin sollte es sein, mitelgroß (damit man sie noch tragen kann) und kurzhaarig (pflegeleichter). Kein Welpe, sondern schon etwas erzogen und stubenrein, denn nach Eingewöhnungsphase (3 Wochen) sollte sie alleine bleiben können (müssen).

Da sich aber weit und breit nur Rüden jeglicher Couleur und einige wenige Schäferhündinnen und finden ließen, gab es keinen Grund mehr, mir nicht den Traum meines Lebens zu erfüllen: einen Dalmi.

Über den DDC erhielt ich zwei Adressen. Die erste war eine Zweithündin, die mit ihrer Mutter sehr glücklich zusammen lebte, Frauchen wollte sie abgeben, Herrchen sie behalten. Das Tier hätte durch die Trennung sicher sehr gelitten, sich außerdem deutlich in ihren Lebensbedingungen verschlechtert, da mein Hund den Tag über alleine bleiben mußte, unterbrochen durch kurzen Gang und Fütterung mittags.

Dann kam die Fahrt nach Freudenstadt im Schwarzwald. Was ich dort antraf, war ein sehr schüchternes, scheues "Schneewittchen", 10 Monate alt und sehr verspielt. Sie ließ sich, im Gegensatz zu 3 anderen Dalmis, die mit herumwuselten, kaum anfassen, lief immer wieder weg um sofort zurückzukommen. Plötzlich sprang sie neben mich auf die Couch und leckte meinen Oberarm. Da war dann alles klar. Ich hätte sie gleich mitgenommen, hätte nicht meine Mutter ihr Veto eingelegt. Traurige Hundeaugen - für sie war doch auch alles klar - warum darf ich nicht mit?
Ich habe dann vereinbart, mich zu melden. 2 Tage später hab ich sie "gebucht" und gebeten, sie daran zu gewöhnen, daß sie alleine bleibt.

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Samstag,31.08.1985. Katastrophe: Mein Auto streikt - Getriebeschaden. Ich will doch Early holen!! Betteln beim Chef (Dackelfreund). Ich kriege einen Firmenwagen. Die Fahrt kann gar nicht schnell genug gegen, dann bin ich da. Wird sie sich erinnern, 1 Woche ist der Besuch her. Die Züchterin läßt mich ein, und da im Flur ist sie: sitzt in einem blauen Wäschekorb auf einem Flockati. Und erkennt mich, stürmt auf mich zu: endlich!! Die Züchterin setzt sie auf den Rücksitz, ich fahre ab. Unterwegs "Bächleinpause". NEIN! Ich steige nicht aus! Hier mitten im Wald?! Also gut, dann durch nach Wertheim. Ich halte vor meiner Garage, steige aus und öffne Haus- und Wohnungstüre, damit ich sie hineinbringen kann, denke dabei an tragen. Sie hat sich die ganze Fahrt keinen Zentimeter bewegt, wie angewachsen hinter mir gesessen. Aber als ich zum Wagen zurückkomme, sitzt sie auf dem Fahrersitz! und wedelt. Aussteigen, reingehen: kein Problem: "mein Zuhause!". Eben: alles klar. Nun ja, doch nicht so ganz. Ich habe ein geerbtes Halsband genommen und es ist lange her, daß ich einen Hund hatte und wer denkt schon an Tüschließer?

1. Ausgang, wir stehen in der Türe, ihre Hinterbeine noch drin, die Türe geht zu. Ein Schrei, ein Sprung, das Halsband reißt - ½ Stunde in Wertheim und sie rennt auf die Straße! Mehr Herz steht still, ich renne die Treppe hinunter, sie ist auf der anderen Straßenseite. Als ich die Straßenmitte erreicht habe, kommt sie schon freudig auf mich zu. MEIN Hund! Ich soll sie 14 Tage nich von der Leine lassen, aber schon am nächsten Tag rutsche ich im Wald aus... sie sieht sich erstaunt um - der Leinenzug fehlt plötzlich - und kommt leicht irritiert zurück: Was machst Du da unten?

"Bächlein" und "Häufchen" sind noch ein Problem (immer in der Küche). Also gehen wir auf eine Obstwiese, ich binde sie mit 10 m Leine an einen Baum, setze mich mit einem Buch dazu und warte ab, bis sie "muß". Gut gedacht. Es vergehen keine 2 Minuten, da hat sie mich in die Leine gewickelt. Wieder und wieder und wieder.. Dan hat sie alles um den Baum gedreht und ist immer noch "trocken". Ich gebe auf. Kaum daheim ... und ich habe Teppichboden in der Küche! Montag wird PVC verlegt! Am nächsten Tag regnet es, aber der Boden ist geholt und verlegt, sie schaut nachdenklich zu. Dienstag können wir wieder auf die Weise, 3 Stunden wieder das bekannte Spiel. Doch, doch, wir gehen auch stundenlang spazieren, aber sie "markiert" einfach nicht. Dann endlich! Ich lobe sie begeistert, schmuse, streichle und Leckerchen gibt es auch. Wieder schaut sie sehr nachdenklich.

Die Bächlein werden jetzt draußen gemacht, aber die Häufchen! 14 Tage ist sie jetzt da und mir scheint, sie schämt sich vor mir "was zu machen". Sie erledigt das immer ganz heimlich nachts in einer Küchenecke. An sicheren Plätzen lasse ich sie jetzt schon mal los. Und endlich, am Mainufer, verstohlen hinter einem Baum ... Ich jubele, lobe, hüpfe vor Freude. Sie stutzt und tobt dann los. Wir sind beide selig. Von diesem Tag an hat sie nur ein paar "Unfälle" in der Wohnung gehabt (Durchfall). Das Ritual, sich über die vollbrachte Tat zu freuen, blieb bis zum Ende ihrer Tage unser Spiel.

Essen: Sie frißt für ihr leben gerne. Bei der Züchterin waren die Rationen für das Rudel von 9 Hunden nicht so reichlich bemessen, die Hunde hatten alle Top-Figuren, aber die zarteste und jüngste, eben Early, ist wohl nie richtig satt geworden. Und vor allem warmes Futter!! Das ist einfach das Größte! Als sie am ersten Abend nach einer Dose Hundefutter und 3 Keksen immer noch sehnsüchtig an der Schüssel leckte, hatte ich Mitleid (ich esse auch sehr gerne, aber wir haben beide immer mittels Gemüse eine mittelprächtige Figur gehalten). Also habe ich an jenem Abend alles zusammengemischt, was der Kühlschrank so hergab: Ein paar Kartoffeln, Erbsen, Möhren und ein wenig Braten mit Soße. Alles kleingeschnitten, vermischt und aufgewärmt. Sie hat ganz langsam gegessen, richtig andächtig. Gleich, was sie auch später bekam, eine Mischung in dieser Art war immer das Höchste. Ja, ich gebe zu, ich habe sie sehr verwöhnt. Vom Fertigfutter bin ich bald abgekommen - sie wurde von einer bestimmten Sorte Futter (Happ) läufig! 2 x gegeben und sie reagierte. Ich habe das wirklich ausgetestet. Danach gab es immer Hausmannkost mit viel Gemüse, Getreideflocken und ca. 1/3 Fleisch. Dann hatte sie auch keinen Mundgeruch mehr. Rohes Fleisch mochte sie nicht, außer Tartar, schön angemacht, durfte sie schon mal probieren. Gemüse liebte sie über alles. Sie war die einzige in der Familie, die Spargelstangen perfekt (quer reinziehen) essen konnte. Sie konnte sogar Artischocken "abziehen", wenn man ihr die Blätter hinhielt.

Kurz nachdem Early bei mir einzog, habe ich meinen späteren Mann kennengelernt. Er war es dann, der sie auch bei Tisch fütterte. Vorher war sie gewohnt, einen Rest zu bekommen, wenn ich fertig war. Wir haben dann einen gläsernen Esstisch gekauft, schwarzer Teppich darunter, darauf weißer Hund - ein hübscher Anblick und sie konnte immer kontrollieren, ob noch was auf den Tellern war. Später hatten sie einen Sessel neben Herrchens Stuhl, da war der Überblick noch besser.

So lange jemand in der Wohnung war, ging sie nie auf den Tisch, bis auf ein mal: Ich hatte Zucchini-Salat gemacht und Herrchen hatte den nicht aufgegessen, er war einfach satt. Da langte Early kurz entschlossen hin und aß alles auf. Von da an bekam sie dann auch immer eine Portion.

Satt war sie eigentlich nie. Aber einmal, Sylvester, hatten sowohl mein Mann als auch ich einen Karpfen mitgebracht. Bei 2 Fischen fiel dann so viel für sie ab, daß sie einfach nicht mehr konnte. Sie stand dann vor der noch halb vollen Schüssel, rülpste und ging langsam weg.

Sie fuhr leidenschaftlich gerne Auto, am liebsten auf dem Beifahrersitz. Da konnte sie richtig arrogant aussehen und von unten irgendwie auf einen herabsehen.

Ein absolut freundlicher, ruhiger und ausgeglichener Hund. Hat nie jemanden angegriffen. Aber als sie bei meiner Mutter zu Besuch war, hat sie den Briefträger aus der Wohnung gejagt!

Einmal in der Straßenbahn hat sie mich blamiert: Gegenüber setzte sich eine schwarze Familie hin und Early starrte sie an, während der ganzen Fahrt, buchstäblich mit offener Schnauze! War das peinlich.

Sie bellte fast nie, ich dachte 4 Monate lang, sie kann das gar nicht. Aber bei unserer ersten Hotelübernachtung konnte sie! Nachts um 4.00 Uhr und alle haben was davon gehabt. Zum Frühstück habe ich sie dann lieber nicht mitgenommen.

Wie gesagt, sie bellte selten, ausschließlich dann, wenn es sich ihrer Meinung nach lohnte. Es hatte z.B. absolut keinen Sinn, sie zu Lautäußerungen, z.B. "gib Laut" oder "mach Wuff" aufzufordern. Da erntete man nur einen verständnislos-verächtlichen Blick. Bei "mach wedel-wedel" oder "schlacker Öhrchen" (schütteln) u.a. hatte man hingegen fast immer Erfolg.

Weil Early warme Mahlzeiten bevorzugte, haben wir einen Wohnwagen mit Mikrowelle angeschafft. Als wir einmal gerade aufgebaut und unseren Tisch mit Stühlen vor den Wagen gestellt hatte, wagte es doch tatsächlich jemand, zwischen Wagen und Tisch vorbeizugehen. Da hatte er aber nicht mit Early gerechnet! Sie stürzte laut bellend auf ihn zu und jagte auch noch hinter ihm her. Sie hat so wild und lange gebellt, daß sie am nächsten Tag heiser war - hüstel hüstel...

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